DSA 138: Herr der Legionen: Das Schwarze Auge Roman Nr. 138 (German Edition) by Judith C. Vogt

DSA 138: Herr der Legionen: Das Schwarze Auge Roman Nr. 138 (German Edition) by Judith C. Vogt

Autor:Judith C. Vogt [Vogt, Judith C.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-03T16:00:00+00:00


Puella legte ein kühles feuchtes Tuch auf Silentiums Stirn. In ihrer Kammer war es bereits dunkel – sollte sie nicht bereits die Tür geöffnet haben? Doch ihr Herz war von Zweifel erfüllt – Silentium litt, stumm wie stets, auf seiner Liege; mit einer letzten Anstrengung hatte er sie nach Hause geführt. Nun wusste sie, dass Satuarnos’ Haus von außen wie eine gewöhnliche, heruntergekommene Insula aussah. Doch es war nur eine Verkleidung, eine Maske, so wie der schöne Körper der Tulamidin eine Maske für ihr grauenvolles Inneres gewesen war. Der Magister Rerum Arcanorum hatte im Kern der Insula ein Steingebäude errichten und den offenen Zugang zumauern lassen.

Sein Zorn über den Vorfall und den Verlust der Phiole war groß gewesen. Er hatte Puella geschlagen, aber am schlimmsten war, dass er auch Silentium geschlagen hatte, der ohnehin im Atrium zusammengebrochen war, kaum, dass er die Tür geöffnet hatte. Ihre Selbstsucht hatte den erbarmungswürdigen Sklaven an die Schwelle des Todes gebracht. Wenn sie die Tür öffnete – wer wusste schon, ob sie dann nicht ihnen allen den Tod oder Schlimmeres bescherte?

Der Tod wartet vor der Tür. Die sanfte Marbo will ihre Krallen im Dominus vergraben.

Die Erinnerung an den Kuss der Dunklen Mutter kam ihr wieder, und sie hielt in ihrem Tun inne und schluckte hart.

Aber sie musste sicher sein. Sie durfte niemanden außer den beiden Magi dem Tod überantworten. Sie erhob sich langsam und schritt dann entschlossen hinaus in den Korridor. Die Tulamidin – Puella musste wissen, wo sie war, wenn Satuarnos sie jedoch erneut außerhalb ihrer Kammer erwischte, würde es aus sein und alles verloren.

Satuarnos saß beim Mahl – sie konnte ihn hören, Pax trug ihm auf, es klapperten Teller und Messer. Sie schlich auf Zehenspitzen zur Küche und spähte von dort ins Speisezimmer des Magus’. Die Küche war schmutzig und heruntergekommen – Satuarnos legte weder Wert auf gutes Essen noch auf Pax’ Kochkünste.

Durch den mottenzerfressenen Vorhang erkannte sie, dass auch die Tulamidin mit zu Tisch lag. Sie war nur wenige Schritt entfernt, das Essen schien Ekel in ihr hervorzurufen. An den seltsamsten Stellen ihres Leibs warf die Quallenbrut nun schon wahrnehmbare Beulen. Puella schluckte – sollte sie es wagen, Marbo nun einfach die Tür zu öffnen, oder sollte sie dafür sorgen, dass Satuarnos’ Aufmerksamkeit anderen Dingen, Dringlicherem galt? Tiefe Tochter – du rufst mich? Dann höre, was ich dir sage!

Vorsichtig ließ sie ihr klares Rinnsal über die Ufer treten, ließ es hinabfließen, bis es sich, aus Tropfen am Boden sammelnd, hin zur Tulamidin getastet hatte. Sie atmete tief durch. Doch nicht auf deren Geist hatte sie es abgesehen – er war schwer erreichbar und durch jahrelange Übung wie ein Verlies gesichert, obgleich Satuarnos’ ihn mit ihrer Hilfe damals im Oktogon mit einem offenbar mächtigen Zauber bezwungen hatte.

Nein, diesmal öffnete Puella den Geist der Quallen, dieser strudelnde Irrsinn tat sich bereitwillig vor ihr auf, lud sie ein, darin einzutauchen, darin zu ertrinken. Sie atmete – Luft, kostbare Luft, sie war nicht unter Wasser. Sie zwang sich, die Augen offen zu halten, wahrzunehmen, dass sie immer noch auf dem Küchenboden hockte und durch einen löchrigen Vorhang spähte.



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